Die Ladeinfrastruktur der Elektromobilität ist auf dem Vormarsch, doch die Herausforderungen sind weiter vorhanden. In unserem exklusiven Interview beleuchten wir die Vielfalt der Ladeoptionen für Elektrofahrzeuge – vom Solarladen mit geringer Leistung bis hin zum Megawattladen – und deren Einfluss auf die Alltagstauglichkeit dieser zukunftsträchtigen Technologie.
Könnten Sie die verschiedenen Ladeoptionen für Elektrofahrzeuge und wie diese Optionen die Alltagstauglichkeit von Elektrofahrzeugen beeinflussen?
Das, was wir heute unter Laden verstehen, ist nur die eine Hälfte der Medaille – die Versorgung des Elektroautos mit Strom ist langfristig genauso wichtig wie die Versorgung des Netzes mit Speicherkapazität. Grundsätzlich geht es darum, dass ein Auto immer mit dem Energienetz verbunden sein sollte, wenn es nicht gerade fährt; die verfügbaren Standzeiten bestimmen also die erforderliche Ladeleistung und Kapazität, und damit die „Alltagstauglichkeit“ des Elektrofahrzeugs. Wenn mein privates Fahrzeug tagsüber vor der Garage steht, hängt es am besten als erweiterte Batterie am DC-Solarinverter; beim nächtlichen Laden mit Netzstrom ist die AC-Ladung effizienter. Busse und LKW können nachts in großen Depots netzdienlich mit einigen Dutzend kW geladen werden, brauchen aber tagsüber Schnellladung im Megawattbereich.
Wie sehen Sie die Entwicklung der Ladetechnologie in den nächsten Jahren, insbesondere im Hinblick auf Schnellladestationen und die Integration erneuerbarer Energiequellen?
Erneuerbare Energiequellen sind umso besser nutzbar, je mehr Speicher für die Pufferung eventueller Schwankungen in Angebot und Nachfrage zur Verfügung stehen – da werden auch Schnellladeparks in der Summe ihrer Nutzung eine wichtige Rolle spielen, da sie erhebliche Leistungsreserven für das Netz zur Verfügung stellen können. Allerdings braucht es dazu eine perfekte Integration des Lastmanagements mit der Steuerung des Stromnetzes, was durch neue Kommunikationsstandards und entsprechende Konformitätstests sichergestellt wird.
Welche Herausforderungen und Chancen bestehen Ihrer Meinung nach aktuell beim Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge in städtischen und ländlichen Gebieten?
Die Situation ist paradox: während in ländlichen Gebieten nachhaltige Energie im Überschuss zur Verfügung steht, reicht in manchen Städten die Ladeinfrastruktur nicht aus. Wichtig ist es also, die Lademöglichkeiten so zu skalieren, dass sie einerseits lückenlos zur Verfügung stehen, andererseits aber auch wirtschaftlich betrieben werden können – also eine ausreichende Auslastung haben. An dieser Stelle sind staatliche Planung und kluge Lizenzvergabe wohl unausweichlich, da es sich letztlich um Fragen der öffentlichen Versorgung und Infrastruktur handelt.
Welche Rolle spielen diese Themen auf der Power2Drive Europe Conference?
Unsere Session stellt eine ganz einfache Frage: wie können wir sicherstellen, dass jedes Elektroauto an jeder Wallbox und Ladesäule schnell, zuverlässig und sicher laden kann? Bei der rapide zunehmenden Zahl von verschiedenen Elektroautos und Ladestationen kann nicht mehr jede Kombination einzeln getestet werden; deshalb entwickelt Charin mit seinen Mitgliedern aus der Industrie einheitliche technische Standards, nach denen dann alle Produkte auf Konformität getestet werden und so ein optimales Laden garantieren können.