Die Europäische Union (EU) befindet sich inmitten entscheidender Weichenstellungen für ihre Handelsstrategie im Bereich Elektrofahrzeuge (EV) und Batterien. Ein aktueller Bericht von Transport & Environment (T&E) analysiert die Auswirkungen der kürzlich eingeführten vorläufigen Zölle auf in China hergestellte Elektrofahrzeuge und beleuchtet die Zukunftsaussichten für europäische Investitionen in Gigafabriken.
Im Rahmen einer Antisubventionsuntersuchung hat die Europäische Kommission vorgeschlagen, zusätzliche Importzölle auf in China produzierte batteriebetriebene Elektrofahrzeuge (BEVs) zu erheben. Diese Zölle reichen von 7,8 % für Tesla bis zu 35,3 % für SAICs MG. Mit einem Anteil von etwa einem Fünftel an den im letzten Jahr in Europa verkauften Elektrofahrzeugen zielt diese Maßnahme darauf ab, einen fairen Wettbewerb für europäische Automobilhersteller zu schaffen, die derzeit ihre Elektrofahrzeug-Produktpalette ausbauen.
Seit knapp zwei Monaten sind die vorläufigen Zölle in Kraft, und die EU-Mitgliedstaaten werden bis Ende Oktober über ihre endgültige Bestätigung entscheiden. Doch was sind bisher die Auswirkungen?
Trotz der Zölle wächst die Präsenz chinesischer Elektrofahrzeuge weiterhin, was auf ihre hohe Qualität und Erschwinglichkeit zurückzuführen ist. Dies steht im Kontrast zu europäischen Massenherstellern, die langsamer reagieren und bezahlbare Elektrofahrzeuge erst in den kommenden Jahren im großen Stil auf den Markt bringen.
Transport & Environment prognostiziert, dass die Importe von in China hergestellten BEVs in diesem Jahr ihren Höhepunkt erreichen werden, bevor sie bis 2025 auf 20 % und bis 2026 auf etwa 18 % der europäischen BEV-Verkäufe zurückgehen. Während einige chinesische Marken ein langsameres Wachstum erleben könnten, wird erwartet, dass ein Teil des Importvolumens durch lokale Produktion, insbesondere bei BYD, ersetzt wird.
Ein zentrales Problem bleibt jedoch bestehen: Während die Zölle das Wachstum der Importe verlangsamen, stoppen sie nicht den Aufstieg der chinesischen Hersteller. Europäische Automobilhersteller hinken hinterher, was das Angebot erschwinglicher Elektrofahrzeuge betrifft. Das Jahr 2025 wird dabei ein entscheidendes Datum sein, da die neuen CO₂-Ziele der EU für Autos in Kraft treten. T&E empfiehlt, die zusätzlichen Zölle in Kombination mit den CO₂-Zielen 2025 als Teil einer kohärenten Industriepolitik beizubehalten. Sollten die CO₂-Ziele jedoch, wie von einigen EU-Herstellern gefordert, abgeschwächt werden, könnten die Zölle den europäischen Verbrauchern die Wahlmöglichkeiten nehmen und gleichzeitig den Marktanteil von Verbrennungsfahrzeugen stärken.
Neben der Entwicklung von Elektrofahrzeugen steht auch die europäische Batterieindustrie unter Druck. Viele der angekündigten Batterie-Gigafabriken sind aufgrund des Wettbewerbs mit kostengünstigen und hochwertigen Batterien aus China ins Stocken geraten. Trotz der erheblichen Investitionen in die heimische Produktion liegt der EU-Zoll auf Batterien derzeit bei lediglich etwas über 1 % – dem weltweit niedrigsten Satz.
T&E schätzt, dass nur 10 % der angekündigten europäischen Batteriefabriken tatsächlich realisiert werden könnten, wenn keine weiteren Maßnahmen ergriffen werden. Etwa 60 % der geplanten Investitionen seien gefährdet, was den Verlust von Milliardeninvestitionen und rund 100.000 potenziellen Arbeitsplätzen bedeuten könnte.
Für weitere Informationen und detaillierte Analysen lesen Sie den vollständigen Bericht von Transport & Environment .