H-TECH SYSTEMS heißt jetzt Quest One. Anlass für die kürzliche Umfirmierung des Wasserstoff-Unternehmens war die Eröffnung eines Gigahubs für die Serienproduktion von Elektrolyse-Stacks Ende September in Hamburg.
Der Name Quest One bezieht sich auf die große Aufgabe, die Klimakrise zu bewältigen, aus Sicht des Unternehmens die „Quest“ Nummer 1. Mehr zur Mission von Quest One im Interview mit Dr. Dominik Heiß, Executive Vice President Strategy & Product.
In über 25 Jahren haben wir unsere Technologie als Pionier in der PEM-Elektrolyse beständig optimiert, die Produktivität unserer Anlagen erhöht und zu industrieller Größe skaliert. Mit über 50 verkauften Anlagen gehören wir auch international zu den Top-Playern.
Darüber hinaus sind wir seit 2021 ein Tochterunternehmen von MAN Energy Solutions und Teil der Volkswagen Gruppe. Das einmalige Set-up bietet viele Vorteile für den Aufbau der Wasserstoffindustrie, wie der Zugriff auf das globale Vertriebsnetz mit 130 Standorten, die Erfahrung bei Großprojekten der Schwerindustrie sowie Kompetenzen in der Produktionsskalierung und im Zulieferer-basierten Seriengeschäft.
PEM (Proton Exchange Membrane) ist eine relativ junge Technologie zur Wasserelektrolyse, die wir seit über 25 Jahren erforschen und weiterentwickeln. Im Vergleich zu anderen Elektrolysetechnologien, liegt der entscheidende Vorteil des PEM-Elektrolyse-Verfahrens in der Reaktionszeit und der Flexibilität des Betriebs im Teillastbereich. Dadurch werden Schwankungen in der Stromversorgung aus erneuerbaren Energien effizient ausgeglichen.
Mit dem wachsenden Anteil fluktuierender erneuerbarer Energien wird diese Eigenschaft immer wichtiger, um die Netze zu stabilisieren und auszugleichen. Und genau das leistet die PEM-Elektrolyse besser als andere Technologien – neben dem eigentlichen Zweck, grünen Wasserstoff zu produzieren. Zudem ist die PEM-Elektrolyse sehr erprobt und zuverlässig und erzeugt hochreinen Wasserstoff, der beispielsweise ohne weitere Aufbereitung direkt in Brennstoffzellen eingesetzt werden kann. Schließlich zeichnet sich die PEM-Elektrolyse durch eine sehr hohe Effizienz bei der Umwandlung von Strom in Wasserstoff aus.
Die Wasserstoffwirtschaft wird sich in den kommenden Jahren massiv verändern und grüner Wasserstoff wird in enormen Mengen nachgefragt werden. Wenn Deutschland die Klimaziele erreichen will, d.h. die CO2-Emissionen bis zum Jahr 2030 um 55 Prozent bzw. 95 Prozent bis ins Jahr 2050 zu reduzieren, dann wird grünem Wasserstoff hierbei eine Schlüsselrolle zukommen. Insbesondere industrielle Prozesse benötigen zur Dekarbonisierung ein grünes Molekül und da gibt es keine Alternative zu grünem Wasserstoff. Es wird davon ausgegangen, dass grüner Wasserstoff bis 2050 ungefähr zehn bis 20 Prozent zur globalen Emissionsreduzierung beitragen wird. Mit „blauem“ oder „grauem“ Wasserstoff ist dies nicht umsetzbar.
Weltweit sind derzeit Elektrolyseanlagen mit einer installierten Kapazität von etwa 1,5 GW in Betrieb. Laut der Internationalen Energieagentur (IEA) benötigen wir bereits 2030 knapp 200 GW weltweit, um die Erwärmung auf zwei Grad Celsius zu begrenzen und noch deutlich mehr, um mittelfristig Net Zero zu erreichen. Aktuellen Einschätzungen zufolge wird die installierte Kapazität 2030 allerdings niedriger ausfallen, da der Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft länger braucht als zunächst gedacht. Dennoch wird die Wasserstoffindustrie ein enormes Wachstum erleben, gerade mit Blick auf das heute noch geringe installierte Volumen.
Für die relativ junge Branche ist Planungssicherheit essenziell. Aktuell bestehen nach wie vor Unsicherheit hinsichtlich Finanzierung, Abnahme und regulatorischen Rahmenbedingungen, auch wenn auf europäischer Ebene mit der Renewable Energy Direktive (RED II) ein wichtiger Schritt getan wurde. Die Überführung dieser Richtlinie in die nationale Gesetzgebung ist eine wichtige Leitplanke, die mit den IPCEI-Förderungen (Important Projects of Common European Interest) und der Umsetzung der Hydrogen Bank gut zusammenwirkt. Vor allem mit Blick auf Deutschland sehen wir wichtige und langersehnte Entwicklungen in der Branche, etwa jüngst durch die Entscheidungen zur Planung und Finanzierung des Wasserstoffkernnetzes. Dennoch besteht weiterhin ein großer Bedarf an Klarheit und Regulierung.
Über die Regulierung hinaus sind effektive Förderprogramme notwendig, um die Entwicklung der Branche weiter voranzutreiben. Wichtig ist, dass Förderprogramme sowohl den Einsatz als auch die Anwendung von Wasserstoff abdecken. Europa steht an der Spitze in der Elektrolyse-Branche und hat noch die einmalige Chance, eine weltweit führende Rolle einzunehmen.
Grüner Wasserstoff ist vor allem im Bereich des Schwerlasttransports eine vielversprechende Alternative zu fossilen Brennstoffen, etwa für LKW-Flotten, die lange Strecken mit großer Beladung hinter sich bringen müssen. Allerdings sehen wir das nicht als Kernmarkt für Wasserstoffanwendungen. Wir konzentrieren uns auf die Sektoren, die sich nicht oder nur schwer elektrifizieren lassen. Dies ist zum Beispiel der Fall bei der Dekarbonisierung der Großindustrie, wie Chemie- und Stahlwerken und der Herstellung von Treibstoffen für die Schiff- und Luftfahrt.
Bis zum Jahr 2050 wollen wir durch den Einsatz unserer Elektrolyseure ein Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen eindämmen. Und indem wir grünen Wasserstoff verstärkt als Energieträger für die Industrie einsetzen, können wir auch die Klimaneutralität unserer eigenen Produkte verbessern.
Wir entwickeln Produkte, die auch in Zukunft die Marktanforderungen bedienen können. Ein Beispiel ist unser MHP, der als modulares System selbst skalierbar ist. Diese Weiterentwicklung betrifft aber nicht nur die Technologie und die Herstellung, sondern die komplette Branche – also auch unsere Kunden, unsere Lieferanten, unsere Technologiepartner. Damit die Elektrolysebranche den Hochlauf bedienen kann, ist also eine enge und auch internationale Zusammenarbeit gefragt. Vor allem der US-amerikanische Markt ist für uns hier wichtig, weshalb wir seit Beginn dieses Jahres dort aktiv sind. Von unserem neuen Standort in Houston, Texas, aus bauen wir hier unsere lokalen Lieferketten auf.