Photovoltaik (PV), Energiespeicher und E-Mobilität sind immer mehr im Kommen und wachsen im Zuge der Dekarbonisierung und der Sektorkopplung enger zusammen. Hierdurch ergeben sich für das Elektrohandwerk enorme Chancen, die es zu nutzen gilt. Neueste Trends und Innovationen präsentiert Europas größte energiewirtschaftliche Plattform The smarter E Europe auf den vier Fachmessen Intersolar Europe, ees Europe, Power2Drive Europe und EM-Power Europe vom 14. bis 16. Juni in München.
2022 war erneut ein europäisches Rekordjahr in puncto Installation neuer Solarstromanlagen, Energiespeichersysteme und Neuzulassung von Elektroautos. Und dies zeigt angesichts ambitionierter Klimaschutzziele, dem Streben nach verstärkter Energiesouveränität der EU sowie Kostenvorteilen von PV, Speichern und E-Mobilität erst den Anfang eines neuen Energiezeitalters an.
Die EU hat sich zum Ziel gesetzt, im Rahmen des Green Deals bis 2050 klimaneutral zu werden. Entsprechend des REPowerEU Plans soll der Anteil der Erneuerbaren im Energiemix der EU daher bis 2030 auf 45 Prozent angehoben werden. Eine Solarstrategie wurde zusätzlich verabschiedet, um die installierte PV-Leistung in Europa bis 2025 auf mindestens 320 Gigawatt (GW) und bis 2030 auf mindestens 600 GW anzuheben. Ab 2035 sollen keine neuen, mit kohlenstoffhaltigem Kraftstoff betankten Pkw mehr neu in der EU zugelassen werden dürfen.
Deutschland möchte bis 2045 klimaneutral werden. Bis 2030 sollen 80 Prozent des Stroms erneuerbar erzeugt werden, die installierte PV-Leistung soll dabei auf mindestens 215 GW ansteigen. Zusätzlich möchte die Bundesregierung 15 Millionen vollelektrische Pkw bis 2030 auf Deutschlands Straßen bringen.
Sonnige Aussichten für den PV-Markt
Neue Solarstromanlagen mit einer Leistung von 41,4 GW wurden im Jahr 2022 laut Angaben von SolarPower Europe in der EU installiert, ein Plus von 47 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Für dieses Jahr erwartet der europäische Branchenverband eine Steigerung des PV-Zubaus auf mindestens 53,6 GW, in einem optimistischen Szenario gar über 67 GW.
Mit einem Zubau von 7,9 GW lag Deutschland in Europa an der Spitze (plus 37 Prozent), gefolgt von Spanien (7,5 GW) und Polen (4,9 GW). Weitere „Top-10“-Länder in puncto PV-Marktwachstum sind 2022 die Niederlande (4,0 GW), Frankreich (2,7 GW), Italien (2,6 GW), Portugal (2,5 GW), Dänemark (1,5 GW), Griechenland (1,4 GW) und Schweden (1,1 GW). Für dieses Jahr wird in Deutschland erneut ein 37-prozentiges Wachstum erwartet, mit einem PV-Zubau zwischen 8,9 und 12,9 GW.
PV plus Speicher – das ideale Zusammenspiel für das Eigenheim
Auch Batteriespeicher legten kräftig zu. 2022 waren laut Angaben des Bundesverbands für Solarwirtschaft (BSW-Solar) 627.000 Photovoltaik-Heimspeicher in Deutschlands Haushalten installiert, ein Plus von 52 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Mehr als zwei Drittel der neu installierten PV-Anlagen auf Privatimmobilien werden inzwischen zusammen mit einem Heimspeicher installiert. „Die Errichtung eines Speichers wird zunehmend zum Standard bei der Errichtung neuer Solarstromanlagen“, so Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW-Solar. In vielen Fällen werden bestehende Anlagen entsprechend nachgerüstet, auch im gewerblichen Bereich.
Die Bedeutung von Stromspeichern in Verbindung mit PV-Anlagen und E-Mobilität steigt aufgrund der zunehmenden Elektrifizierung des Energiesystems, vor allem der Bereiche Wärme und Verkehr. Speicher tragen zum Spitzenlastmanagement und damit zu einer bedarfsgerechten Nutzung von Strom sowie zur Netzstabilität bei. Als weiterer Joker und Treiber kommt die E-Mobilität ins Spiel. Bietet doch die bedarfsgerechte Speicherung des selbst erzeugten Solarstroms die Möglichkeit, batteriebetriebene E-Autos (und weitere E-Fahrzeuge) kostengünstig und klimaschonend mit Strom vom eigenen Dach zu laden. Verbraucher werden so zunehmend zu Prosumern. So geht auch der „Masterplan Ladeinfrastruktur“ der Bundesregierung davon aus, dass rund 85 Prozent der Ladevorgänge zu Hause oder am Arbeitsort stattfinden. Für Unternehmen eröffnen sich durch die Kombination aus PV, Speichern und E-Mobilität weitere neue Geschäftsmodelle wie der Betrieb gewerblicher Ladeinfrastruktur.
Vielseitig nutzbare Komponenten im Fokus
Die Industrie stellt für das Zusammenwachsen von PV, Speichern und E-Mobilität eine Vielzahl von Komponenten bereit. Diese reichen von smarten Wallboxen über Energiemanagementsystemen bis hin zu skalierbaren Batteriespeichern und multifunktionalen Wechselrichtern. Im Trend liegen nutzer- und installationsfreundliche, effiziente, vielseitig nutzbare und modulare Produkte. Zunehmend setzen Hersteller auch auf Komplettangebote.
Installateure: Türöffner und Wegbereiter für die Sektorkopplung
Entsprechend steigt die Nachfrage im Elektrohandwerk. Denn Installateure sind Türöffner und Wegbereiter dieser Trends für die Sektorkopplung. Sie sind die zentrale Anlaufstelle für die Planung und Überprüfung der elektrischen Infrastruktur und bieten fachkundige Beratung zum idealen Einsatz der einzelnen Komponenten sowie zu Tarifen und Fördermöglichkeiten. Darüber hinaus unterstützen sie bei der professionellen Installation und Wartung. Auch digitales Know-how ist zunehmend gefragt. Ist es doch wesentlich, dass PV-Anlage, Speicher und Wallbox effizient miteinander kommunizieren können, um die solare Ladung des E-Autos – möglichst netzschonend – zu maximieren.
Offene Potenziale für das Elektrohandwerk
Das ist zugleich Herausforderung und Chance für das professionelle Elektrohandwerk. Der Qualifizierungs- und Weiterbildungsbedarf wächst, gleichzeitig ergeben sich enorme wirtschaftliche Chancen. Immer mehr Betriebe erkennen dies und engagieren sich im Bereich dieser neuen Wachstumsmärkte. Doch es gibt noch reichlich Luft nach oben für das Elektrohandwerk, um vom Zukunftsmarkt der Kombination PV, Speicher und E-Mobilität zu profitieren. So erbrachten seit 2019 erst 47,4 Prozent der Innungsbetriebe aus dem E-Handwerk Leistungen im Bereich der Installation von PV-Anlagen. Dies ergab eine Konjunkturumfrage des Zentralverbands der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH) vom September 2022. Im Bereich der Elektroladeinstallationen engagierten sich immerhin schon 85,2 Prozent.
Smart kombiniert mit The smarter E Europe 2023
Neueste Trends und Innovationen aus dem Bereich PV, Speicher und E-Mobilität präsentiert Europas größte energiewirtschaftliche Plattform The smarter E Europe mit ihren vier Fachmessen Intersolar Europe, ees Europe, Power2Drive Europe und EM-Power Europe vom 14. bis 16. Juni auf der Messe München. Auf den Messen lernen Besucher die neuesten Anwendungen und intelligente Kombinationslösungen kennen. Diese können ihr Fachwissen zum Thema auf den vier begleitenden Konferenzen, bei sieben thematischen Messeforen sowie zahlreichen Side Events erweitern. Auf 180.000 m2 in 17 Messehallen und der Outdoor Area zeigen über 2.200 Aussteller ihre Produkte einem Messepublikum von erwarteten 85.000 internationalen Besuchern.