Mit dem starken Marktwachstum der PV steht die Frage, wie kritische Rohstoffe eingespart und die PV somit nachhaltiger werden kann, immer mehr im Vordergrund. Der technologische Wandel hin zu n-Typ-Zellen, welche mehr Silber verbrauchen als p-Typ-Zellen, befeuert das Interesse an technologischen Lösungen zur Silberreduktion.
Das Freiburger Start-up HighLine Technology hat eine solche Lösung entwickelt. Gründer und CEO Maximilian Pospischil erklärt, wie diese funktioniert, welchen Markt er für das Produkt sieht und welche Entwicklung das Start-up bisher durchlaufen hat.
Herr Pospischil, können Sie uns einen kurzen Einblick zu Ihrem Produkt gewähren und dabei dessen besonderes Innovationspotenzial herausstellen?
In der Photovoltaik wird sehr viel Silber verbraucht. Ich glaube aktuell 15 Prozent des weltweit gehandelten Silbers, mit beträchtlichem jährlichem Marktzuwachs. Letztlich muss man überlegen, wie man das Silber reduziert oder sogar irgendwann ersetzt. Wir haben eine Technologie entwickelt, mit der wir die herkömmlichen Silberpasten deutlich homogener aufbringen können auf die Solarzelle, und dadurch sparen wir ungefähr 25 Prozent des Silbers ein.
Wenn man das Material mal ändern sollte zu Kupfer oder Aluminium, dann können wir das natürlich auch tun. Wir extrudieren diese kleinen Silberfingerchen parallel auf die Solarzelle. Das ist die Ursprungsanwendung. Weiterhin haben wir komplette Druckköpfe entwickelt, die man in die Anlagenplattform eines Anlagenherstellers reinhängen kann. Damit sind auch weitere Anwendungen möglich, zum Beispiel die Verschaltung von Solarzellen mit Leitkleber.
HighLine gibt an, durch das Dispens-Verfahren für die Metallisierung von Siliziumsolarzellen eine Reduktion bei der Verwendung von Silber in den Zellen um bis zu 20 Prozent erzielen zu können. Über was für Kosteneinsparungen sprechen wir da?
Das kann nochmal Nuancen ausmachen, aber an sich rechnet sich das einfach schon durch die Einsparung im Bereich Silber und vor allem dadurch, dass wir bessere Wirkungsgrade erzielen können, dadurch dass die Silberfinger schmäler sind. Außerdem können wir auch schneller drucken und dadurch die Produktivität steigern.
Inwieweit erwarten Sie eine Nachfragesteigerung mit der Einführung etwa von Ökolabels sowie anderen Nachhaltigkeitskriterien bei der Produktion von Solarzellen?
Das kann nochmal Nuancen ausmachen, aber an sich rechnet sich das einfach schon durch die Einsparung im Bereich Silber und vor allem dadurch, dass wir bessere Wirkungsgrade erzielen können, dadurch dass die Silberfinger schmäler sind. Außerdem können wir auch schneller drucken und dadurch die Produktivität steigern.
Welches Geschäftspotenzial für HighLine erfolgt aus der zunehmenden Umstellung der Solarproduktion auf n-Typ-Solarzellen?
Ganz klar erfahren wir durch den höheren Silberverbrauch von p-Typ-Zellen großes Interesse an unserer Technologie.
HighLine hat als Start-up Unterstützung durch den High-Tech-Gründerfonds erhalten. Wie hat sich der Prozess gestaltet, als Start-up an eine Finanzierung zu kommen?
Man muss die Ohren aufhalten: Wie kommt man an Geld, wie kann man sich finanzieren? Wir hatten das Exist Forschungstransferprogramm vom Bundeswirtschaftsministerium. Damit konnte man dann erste Kontakte knüpfen. Über dieses Programm konnten wir überhaupt erst jemand in das Team holen, der sich damit zentral befasst. Wir haben dann Kontakt mit dem Fraunhofer Technologietransferfonds bekommen. Das ist ein Start-up Fonds, der halb von Fraunhofer und halb vom European Investmentfond getragen wird. Über den haben wir unsere erste Finanzierung gestemmt, mit dem Start-up BW Pre-Seed-Programm, darüber folgten Kontakte zu Folgeinvestoren. Ich hatte vorher schon Kontakt mit dem High-Tech-Gründerfonds, über Fraunhofer Venture, das ist die Start-up-Abteilung in der Fraunhofer-Zentrale. Unser Konzept war überzeugend, und dann konnten wir die Seed-Finanzierung schließen.
Wir haben hier einen Riesenhebel, das ist eine absolut skalierbare Technologie, obwohl es Maschinenbau ist. Das einzige Problem, was es gibt, ist: Sind wir im Westen da auch schnell genug und können mit den Chinesen mithalten, die da in der Langzeitstrategie daraufsetzen? Systemtechnisch ist diese Inkonsistenz bei uns klar ein Nachteil im Vergleich zu China, wo seit den 2000er Jahren konstant auf Solartechnologie gesetzt wird.
Können Sie konkretisieren, wie sich diese Situation auf euer Unternehmen auswirkt?
Für uns heißt das, dass man im Endeffekt einen Investor nur dann nur dadurch bekommen kann, indem wir ihm Kontakte nach China und den chinesischen Markt vorweisen können. Denn ein Investor wird nicht in einem nicht vorhandenen, wenn auch vielleicht politisch gewollten westlichen Markt investieren. Das ist ein zentrales Problem, denn warum investiere ich in ein deutsches Solar-Start-up, wenn es hier gar kein Solar gibt?
Wie stark ist die Nachfrage aus China nach Ihrem Produkt?
Enorm stark. Die spüren ja sozusagen am eigenen Leib, was das bedeutet, wenn ich da Güterzüge mit Silber einspare. Das sind riesige Mengen, da gibt es Jahresproduktionen mit 50 oder 80 Tonnen Silber bei solchen bei den sehr großen Herstellern, und die wollen natürlich ihre Marktstellung auch behalten und deswegen brauchen sie die führende Technologie. Man muss hier im Westen sagen, die Hersteller müssen bereit sein, auch zu investieren in eine neue Technologie und das tun die auch nur, wenn sie sicher sind, dass sie auch einen Absatz finden. Wenn ich nicht weiß, ob sich der westliche Markt entwickelt oder nicht, dann ist es natürlich schwierig.
Welche Hürden gab es außerdem, ein innovatives und neuartiges Produkt auf den Markt zu bringen?
Wir sind derzeit noch in der Markteinführung. Eine Hürde ist, dass wir für unser Produkt auch die passende Silberpaste brauchen. Sie muss durch unsere Düsen durchgehen. Also muss es auch einen Pastenhersteller geben, der bereit ist, dort Forschungs- und Entwicklungskapazität aufzubringen, um so eine Paste bereitzustellen. Ebenso muss der Pastenhersteller auch bereit sein, eine Paste herzustellen, die ihm zunächst mal sein eigenes Geschäft wegnimmt, weil dann ja weniger Silber gebraucht wird, auch wenn er längerfristig gegenüber der Konkurrenz einen Vorteil haben könnte, wenn sich unsere Technologie durchsetzt. Das ist die technische Hürde.
Auf der Marktseite könnten Handelsschranken ein Hindernis sein: Wenn ich, wie beispielsweise in den USA, durch Handelsbeschränkungen chinesische Unternehmen ausschließe, dann ist es auf der einen Seite natürlich fair für die eigenen Wettbewerber. Aber wenn es dort dann nur noch ein oder zwei Firmen gibt, dann haben die auch nicht den Innovationsdruck, sie müssen sich dann ja nicht mit dem State of the Art aus China messen.